HeidelbergCement missachtet Klimaschutz
11. Mai 2022
Ein Bündnis von
Nichtregierungsorganisationen aus ROBIN WOOD, Watch Indonesia!, pax christi,
Western Sahara Research (WSRW), cemEND-Bündnis und dem Dachverband der
Kritischen Aktionär*innen verlangt von HeidelbergCement wirksame Maßnahmen für
den Klimaschutz, die Achtung von Menschenrechten entlang der Lieferkette, die
Achtung des Völkerrechts und die Einhaltung der UN-Leitlinien zum Schutz
Indigener. Der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre verlangt
in seinen Gegenanträgen, Vorstand und Aufsichtsrat nicht zu entlasten.
Dachverband: „Klimasünder“ verschiebt Transformation auf die nächsten
Jahrzehnte
HeidelbergCement produziert jährlich über 70 Millionen Tonnen CO2. Der
Konzern ist damit nach RWE der größte Kohlendioxid-Emittent unter den
börsennotierten Konzernen. „HeidelbergCement legt weiterhin nicht transparent
und nachvollziehbar dar, wie der Konzern die massiven Treibhausgasemissionen
aus seiner Produktionsweise schon kurzfristig deutlich reduzieren kann, geschweige
denn wie er bis 2050 klimaneutral wird“, so Markus Dufner, Geschäftsführer des
Dachverbands der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre. „Es ist kurzsichtig
und wenig verantwortungsvoll, die nötigen Transformationsprozesse bis in die
2030er und 2040er Jahre aufzuschieben.“ Dufner kritisierte, dass sich
Konzernchef Dominik von Achten nicht als „Klimasünder“ betrachte.
Gegenüber 2020 sind die Treibhausgasemissionen von HeidelbergCement in
2021 um noch nicht einmal zwei Prozent auf 565 kg CO2 pro Tonne zementartigem
Material gesunken. „In diesem Tempo sind die Klimaziele nur schwer zu erreichen
und unvereinbar mit den Wachstumszielen, solange die Produktion weiterhin mit
massiven Treibhausgasemissionen einhergeht“, sagt Dufner.
ROBIN WOOD: Wälder nicht für Zementproduktion verfeuern
ROBIN WOOD warnt HeidelbergCement davor, künftig auf Energie aus
Holzverbrennung zu setzen und dies als Option für angeblich klimaneutralen
Zement darzustellen. „HeidelbergCement wird seit einigen Monaten verstärkt vom weltgrößten
Pelletkonzern Enviva umgarnt. Eine solche Allianz zweier Klimakiller-Konzerne
birgt enormes Zerstörungspotential. Denn auch Holzverbrennung schädigt das
Klima enorm und überdies die Artenvielfalt sowie unsere Gesundheit. Für die
Produktion von Zement dürfen nicht auch noch unsere Wälder verfeuert werden!“,
fordert ROBIN WOOD-Waldreferentin Jana Ballenthien.
CemEND
Bündnis: HeidelbergCement muss Verantwortung übernehmen
Der
Klimakiller HeidelbergCement hat sich unter anderem zu den OECD-Leitsätzen
bekannt und damit zu einer verantwortungsvollen Unternehmensführung. Mit seinen
über 800 Tochterunternehmen ist HeidelbergCement in 60 Ländern an über 3000
Standorten aktiv. In Palästina, Togo, der von Marokko besetzten Westsahara und
Indonesien lässt sich eine verantwortungsvolle Unternehmungsführung jedoch
nicht erkennen. „Als Bündnis haben wir bereits 2020 klare Forderungen an
HeidelbergCement formuliert. Neben einem sofortigen Umwelt- und Klimaschutz,
fordern wir HeidelbergCement auf, die Menschen- und Völkerrechte entlang der
gesamten Lieferkette einzuhalten. Das bedeutet für uns: FPIC-Prinzipien (Free,
Prior and Informed Consent), UN-Leitlinien zum Schutz Indigener, die
UN-Leitlinien für Wirtschaft und Menschenrechte sowie die OECD-Leitsätze für multinationale
Konzerne] müssen durch die HeidelbergCement AG und ihre Tochterunternehmen
eingehalten werden. Wir werden weiter an der Seite der Betroffenen kämpfen und
versuchen, ihnen eine Stimme in Deutschland zu geben, bis der Konzern seine
Versprechen endlich einhält und wirklich Verantwortung übernimmt“, sagt
Josephine Sahner vom CemEND Bündnis.
Watch Indonesia: Bergbauprojekt mit rechtlichen, vor allem aber erheblichen
ökologischen Risiken
Der Bergbau auf der indonesischen Insel Java würde mindestens 35.000
Menschen den Zugang zu lebensnotwendigen Wasserressourcen rauben und zu
Wasserknappheit in der Landwirtschaft führen. Eine klare Mehrheit der lokalen
Bevölkerung hat sich gegen das Vorhaben von Indocement, ein Tochterunternehmen
von HeidelbergCement, ausgesprochen, eine Zementfabrik am Kendeng-Gebirge zu
errichten. Die indonesische Menschenrechtsaktivistin Gunarti warnte: „Wenn
HeidelbergCement das Karstgebirge in meiner Heimat zerstört, raubt es unsere
Lebensgrundlage. Außerdem ist der Konzern einer der größten Klimasünder.“ In
Anbetracht der reformierten Raum- und Entwicklungsplanung Indonesiens seit 2007
und insbesondere aufgrund des teilweise geltenden Moratorium für das sog. Omnibus-Gesetz
bis Ende 2023 fordert Khai Phung von Watch Indonesia! Indocement auf, „von
allen Handlungen Abstand zu nehmen, welche „in dieser unklaren Situation zu
weiteren politischen Spannungen bzw. rechtlichen Problemen führen könnten“.
WSRW Germany: Untergrabung des Selbstbestimmungsrechtes in der besetzten
Westsahara
Entgegen der vehementen Kritik hält HeidelbergCement weiter an seinen
Aktivitäten in der durch Marokko völkerrechtswidrig besetzten Westsahara fest.
Zwei der größten Zementwerke in der Westsahara werden durch die Tochterfirma
Ciments du Maroc betrieben. Die in den Werken hergestellten Baustoffe sind
essentiell für den von der Besatzungsmacht durchgeführte Siedlungspolitik, die
laut den wissenschaftlichen Diensten des Bundestags ein Kriegsverbrechen
begründet. Völkerrechtlich ist die Sache klar: Das Europäische Gericht hat mit
seinem neuesten Urteil vom 29. September 2021 die Westsahara einschließende
Handelsabkommen zwischen der EU und Marokko annulliert, da diese ohne die
Zustimmung des Volkes der Westsahara dessen Selbstbestimmungsrecht verletzen.
Das Gericht betonte in dem Urteil, dass die Frente Polisario auch in
wirtschaftlichen Fragen als repräsentativ für das Volk der Westsahara anzusehen
ist und deren Zustimmung für solche Abkommen notwendig ist. „Auch
HeidelbergCement operiert in der Westsahara ohne die Zustimmung der Sahrauis,
mit der Polisario gab es nie Kontakt. Das Unternehmen sollte endlich aufhören,
das Selbstbestimmungsrecht der Sahrauis zu untergraben und sich aus den
kontroversen Geschäften in den besetzten Gebieten zurückziehen“, kommentiert Tim
Sauer von WSRW Germany.
pax christi: Weiterhin völkerrechtswidrige Geschäftstätigkeit von
HeidelbergCement im Westjordanland
HeidelbergCement hält sich weiterhin – durch das Tochterunternehmen Hanson
Israel – nicht an das Völkerrecht mit dem Betrieb des Steinbruchs im von Israel
besetzten Westjordanland und bricht dieses (z.B. die UN-Resolution 2334) zudem –
entgegen den Aussagen des Vorstandsvorsitzenden Dominik von Achten auf den
beiden letzten Hauptversammlungen. Von Achten hat erklärt, es habe nur einige
Lieferungen gegeben und man fördere keine israelischen Bauprojekte im
Westjordanland aktiv.
Tatsächlich hat eine unabhängige Untersuchung von Forschern vor Ort ergeben,
dass Hanson Israel in den Jahren 2019 bis 2021 über 150 Betonlieferungen an
Baustellen in israelischen Siedlungen im Westjordanland und in Ostjerusalem
getätigt hat. Die überwiegende Mehrheit dieser Lieferungen wurde für den Bau
von Wohngebäuden verwendet, darunter Häuser und Wohnkomplexe in den Siedlungen
Efrat, Nokdim, Ramat Shlomo und Migron. Diese Häuser haben es Tausenden von
israelischen Siedlern ermöglicht, sich in den besetzten palästinensischen
Gebieten illegal niederzulassen. pax christi fordert HeidelbergCement auf, den
Steinbruch endlich aufzugeben und sämtliche Lieferungen in israelische
Siedlungen im besetzten Westjordanland und in Ostjerusalem sofort einzustellen.
Gegenanträge:
43 Fragen an Vorstand und Aufsichtsrat der HeidelbergCement AG: https://www.kritischeaktionaere.de/heidelbergcement/warum-beraubt-heidelbergcement-die-bevoelkerung-am-kendeng-gebirge-ihrer-lebensgrundlage/
Dateien zum Download
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Kommission Nahost
Ziel der Arbeit ist ein gerechter Frieden in Nahost mit Fokus auf Palästina und Israel.